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«Das Rechenzentrum ist das Herzstück der Business-Services»

Die Geschäftsstrategie der Fintech-Branche ist so einfach wie genial: Es geht darum, die eigenen Stärken auszuspielen, sagt der Datacenter- und Fintech-Experte Ashley Davis. In diesem Interview spricht er darüber, wie Fintech-Unternehmen Erfolg haben und was die Zukunft für sie bereithält.

Wenn Sie die Finanztechnologie neu erfinden könnten, wo würden Sie anfangen?

Ashley Davis: Ich würde bei der Berichterstattung von Gewinnen und Verlusten ansetzen. Viele Probleme der Vergangenheit gehen auf interne Richtlinien zurück, die verhindert haben, dass Ressourcen mit anderen geteilt werden. Infrastrukturen uferten aus, Technologien wurden nicht voll ausgelastet und in vielen Fällen häuften sich technischen Schulden. Dieses problematische Modell, bei dem die Verantwortung für Gewinn und Verlust bei den einzelnen Abteilungen liegt, war das vorrangige Hindernis für die Einführung einer gemeinschaftlichen Infrastruktur.
 

Was treibt derzeit die grössten Umwälzungen im Fintech-Sektor an?

Die Cloud führt die grössten Veränderungen herbei. Sie wirft die Frage auf, ob technologische Ressourcen im eigenen Besitz sein oder geteilt werden sollen. Die Cloud bricht mit der starren Form dieser Gewinn- und Verlustrechnung. Sie steigert die Effizienz, baut technische Schulden ab und bietet eine Lifecycle-Strategie an, die immer aktuell ist – mit vollständiger Transparenz über die Nutzung.
 

Was können andere Branchen von dem technologischen Ansatz der Fintech-Unternehmen lernen?

Fintech-Unternehmen sind den Aspekten Kostenreform, Produkteinführungszeit, Wettbewerbsvorteil und Spezialisierung verpflichtet. Der Ansatz ist so simpel wie genial: Spielen Sie Ihre Stärken aus.

«Das ‹Pay as you go›-Konzept hat den Markt grundlegend verändert.»

 

Welche Unternehmen sind am besten in der Lage, schnell auf neue Situationen zu reagieren und dabei sogar neue Chancen aufzudecken?

Das sind Unternehmen, die neue Technologien schnell einführen, bahnbrechende technologische Konzepte umsetzen, in neue Märkte eintreten oder gegebenenfalls schnell wieder austreten. Sie haben skalierbare und elastische Systeme und betreiben Risikomanagement.

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Es kommt also im Wesentlichen auf Geschwindigkeit und agile Methoden an?

Ja – erfährt eine Handelslandschaft eine grundlegende Veränderung, eignet sich ein elastisches Modell am besten, um Märkte zu durchdringen und das Angebot basierend auf der Nachfrage zu vergrössern oder zu verkleinern. Das «Pay as you go»-Konzept ist ein disruptiver Faktor. Wer das Angebot nicht nutzt, hat technische Schulden und hohe Investitionskosten, die in der Regel abgeschrieben werden müssen und Unternehmen dazu zwingen, sich an einen fixen Aktualisierungszyklus zu halten – oft im Widerspruch zur eigenen USP (unique selling point) oder Kernkompetenz.

«Gute Datacenter-Partner bieten Kernkompetenzen an, damit sich Unternehmen auf ihre USPs konzentrieren können.»


Wie tragen Datacenter-Plattformen zum Geschäftserfolg bei?

Rechenzentren bieten Elastizität, eine einfache Bereitstellung und Ausfallsicherheit. Zudem können Menschen und Daten getrennt werden – eine bewährte Praxis, denn sind Menschen und Daten im selben Gebäude, erhöht sich das Ausfallrisiko. Weitere Vorteile sind die hohe Verfügbarkeit und Risikominderung. Das Rechenzentrum ist das Herzstück von Business-Services: Es bildet das digitale Rückgrat des jeweiligen Wirtschaftszweigs und bestimmt über das Überleben der Unternehmen, die diese Angebote nutzen.

Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines guten Datacenter-Anbieters?

Fachwissen zum gesamten Prozess, Verantwortungsbewusstsein, eine dienstleistungsorientierte Kultur sowie eine hohe Verfügbarkeit. Kurz gesagt: Ein gutes Datacenter läuft permanent. Gute Partner bieten Kernkompetenzen im Datacenter-Bereich an, damit sich Unternehmen auf ihre USPs konzentrieren können. Die gesamte Infrastruktur sowie die damit verbundene Mechanik, Elektrik und Kältetechnik ist für Unternehmen überflüssig geworden. Ein erfahrener Betreiber von Rechenzentren bietet all dies an. Seine Schlüsselkompetenzen liegen beim Fachwissen zu Netzwerk und Infrastruktur, beim Kapazitätsmanagement sowie bei technischer Planung, Servicebereitstellung, Sicherheit und Agilität.

«Erfolgreiche Unternehmen beseitigen den Kostenkonflikt und automatisieren Routineaufgaben.»

 

Wie können die Flexibilität und Mittel für eine langfristige Strategie durch Technologien bereitgestellt werden?

Hindernisse müssen beseitigt werden. Unstimmigkeiten zwischen Lifecycle und Organisation zum Beispiel sind in einem Unternehmen klar ersichtlich, wenn sich technische Schulden häufen. Erfolgreiche Unternehmen beseitigen den Kostenkonflikt in der Gewinn- und Verlustrechnung und automatisieren Routineaufgaben. Dies setzt Mittel für digitale Transformation frei, die nachhaltige Flexibilität ermöglicht.

Können Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung Vorschläge dazu machen, wie wir am besten mit unsicheren Zeiten umgehen sollen?

Der Ansatz muss auf Fakten basieren. Die heutigen Tools stellen Kosten und Risiken sowie Indikatoren zur Performance des Programms transparent dar, wodurch sich Stakeholder einfacher einbinden lassen.
 

Welche technologischen Entwicklungen werden Ihrer Meinung nach die nahe Zukunft des Finanzsektors prägen?

KI, maschinelles Lernen und die umfassende Einführung der Cloud. Mit zunehmender Reife und Automatisierung können zudem viele Prozesse des traditionellen Arbeitsablaufs automatisiert werden. Effizienzsteigerungen sind auch bei der Customer Experience möglich: Das Kundenerlebnis wird verbessert, wenn sich wiederholende Prozesse maschinell durchgeführt werden. Die Digitalisierung der Volkswirtschaften auf der ganzen Welt erzwingt revolutionäre Veränderungen – wie es auch Covid-19 getan hat. Die Pandemie beschleunigte die Entwicklung viele digitale Unternehmensprogramme. Investitionen wurden erhöht und die Benutzerfreundlichkeit verbessert. Die Cloud hat ungemein von diesen Veränderungen profitiert. Wie auch die Kundinnen und Kunden.

Zur Person

Ashley Davis, Verwaltungsratsmitglied von Green, hat einen M. Sc. in Intelligent Buildings (intelligente Gebäudearchitektur), ist Diplomingenieur und Mitglied der britischen Standesvertretung für Ingenieurwesen und Technologie (IET). Er hat einen Grossteil seiner beruflichen Laufbahn im Finanzdienstleistungssektor verbracht. Dort war er verantwortlich für das Design- und Programmmanagement von missionskritischen Einrichtungen wie Hauptsitz und Data-Center-Portfolio. Zuletzt war er als Managing Director bei der UBS für die Datacenter-Strategie zuständig. In der Rechenzentrumsbranche war Davis sowohl als Kunde wie auch als Entwickler von Anlagen tätig.